Hamburg, in den späten Zwanzigerjahren. Friederike (Fritzi) van Appen, Tochter aus gutem Hause, wird von einer tiefen, unverwüstlichen Leidenschaft beherrscht - sie will zur See fahren. Und zwar als Kapitän! Und das in einer Zeit, in der eine Frau an Bord Unglück bedeutet.
Vom strengen Vater gezwungen absolviert Fritzi ein Lehramtsstudium. Heimlich aber begibt sie sich immer wieder als Mann verkleidet an Deck, paddelt nach Helgoland, um ihre Stärke unter Beweis zu stellen. Vorurteile und Aberglaube machen die harte Arbeit an Bord nicht einfacher. Und sie hat in Offizier Pawlowski einen Gegenspieler, der nicht müde wird, ihre Pläne zu durchkreuzen. Doch Fritzi kommt ihrem Ziel ganz allmählich näher ...
1. Auflage
Grete de Vries studierte Pharmazie und Germanistik/Kommunikationswissenschaften an der FU Berlin. Sie ist Wissenschaftsjournalistin, Autorin und Co-Autorin zahlreicher Ratgeber. Unter dem Pseudonym Julie Masson sind vier Krimis bei Rowohlt erschienen. Als Kapitänstochter und -schwester an der Nordseeküste bei Hamburg aufgewachsen, lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt.
Grete de Vries ist das offene Pseudonym für Maren Franz, angelehnt an den Namen der Großmutter der Autorin.
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Basierend auf einer wahren Begebenheit der ersten Frau Kapitän Annaliese Teetz hat die Autorin hier ein Werk geschaffen, dass mich von Anfang bis Ende durch die Seiten fliegen ließ. Fritzi von Appen, wie die junge Frau in diesem Roman heißt, ist für mich ein Vorbild an Mut, Tapferkeit und Selbstvertrauen, weil sie sich trotz aller Widrigkeiten und extremen Gegenwind nicht abhalten ließ, ihren Träumen zu folgen und trotz aller Rückschläge und Kämpfe immer wieder aufgestanden ist. Diese Geschichte hat mich sehr berührt. Man spürt vom ersten Moment an diese große Verbundenheit und Liebe zum Meer und jeder, der gerne ans Meer fährt und die Weite, dieses Gefühl von Freiheit und Naturverbundenheit spürt, weiß wie sich das anfühlt und man nicht mehr weg möchte. Es steckt so viel Dramatik in diesem Roman, denn Fritzi kämpft nicht nur gegen Gleichberechtigung in einer von Männern dominierten Welt, sondern auch gegen den großen Aberglauben, Frauen auf dem Meer bringen Unglück. Niemand versteht, dass es ihr nicht um Wettkampf oder Profilierung geht, sondern um Selbstbestimmung, Träume verwirklichen ohne Geschlechterunterschiede. Doch sie merkt schnell, wie steinig dieser Weg ist. Diese Erlebnisse, die auch noch während der Wirtschaftskrise, hoher Arbeitslosigkeit und damit verbundener Inflation und den Anfängen des Nationalsozialismus stattfinden, haben mich den Hut ziehen lassen. Immer, wenn man denkt, geschafft, kommt der nächste Rückschlag, die nächste Hürde und es wird noch schlimmer. Erst spät merkt sie, welche Intrige gleichzeitig gesponnen wurde, deren Netz ihr zum Verhängnis wird. Das Buch ist so eindrucksvoll, bildgewaltig, man hat das Gefühl direkt mit an Bord und ein Teil der Crew zu sein, die jeweiligen Charaktere mit all ihren Eigenheiten kennenzulernen, egal ob sympathisch oder nicht, denn auch hier gibt es so einige, die ihre Machtspielchen treiben, aber es gibt auch eine Menge zu lachen. Mal ist man überwältigt von der Umgebung, der Wirkung des Meeres, dem Wetterleuchten und dann wieder erlebt man eine ganz andere, raue Seite des Meeres, die Gefahr, inklusive der harten Arbeit und den zeitweisen extremen Lebensbedingungen an Bord. Es gibt so unglaublich viele Wendungen, Überraschungseffekte und Momente, wo ich mit den Tränen gekämpft habe, weil einen die Erlebnisse wirklich überrumpeln und erschüttern. Auch wenn die Geschichte zeitweise kühl und Fritzi etwas burschikos wirkt, so empfand ich es nicht als störend oder emotionslos. Denn ihre Leidenschaft für den Beruf und das Meer ist deutlich zu spüren. Und auch die Liebesgeschichte hat mich doch sehr überrascht, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet habe, aber einen schönen Effekt erzielt. Ich schätze die Tätigkeit der Seemänner nach diesem Roman noch wesentlich mehr, man erhält spannende und interessante Einblicke in die Tätigkeit, der Schiffskunde und Nautik, ohne sich überfordert zu fühlen. Toll recherchiert erlebt man einen historischen Roman, der so viel mehr ist als das, was der Klappentext erzählt, und ich kann ihn wirklich jedem nur empfehlen, der das Meer ebenso liebt wie unsere Romanheldin Fritzi.