Geschichte der Kindheit
Die soziale, rechtliche und kulturelle Entwicklung der Familie und der Erziehung in Europa seit dem 15./16. Jahrhundert.
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Die Abgrenzung zwischen Kindern und Erwachsenen hat das Mittelalter nicht gekannt: Kinder lebten, sobald sie sich allein fortbewegen und verständlich machen konnten, mit den Erwachsenen, waren kleine Erwachsene. Was wir »Familie« nennen - die Gemeinschaft von Eltern und Kindern -, entwickelte sich in Europa erst im 15. und 16. Jahrhundert allmählich aus den größeren Sippen- und Stammesverbänden; sie wird dann zu einer moralischen Institution. Diese und andere grundlegende und oft überraschende Erkenntnisse gewinnt Ariès aus seinem Studium der sozialen, rechtlichen und kulturellen Entwicklung der Familie und der Erziehung. Er findet sein Material nicht in den Theorien und Programmschriften und den Äußerungen der Maßgebenden, sondern hauptsächlich in den vielfältigen, oft stillen Zeugnissen des Alltagslebens aller Volksschichten.
21. Auflage
Philippe Ariès (1914-1984) war ein französischer Mediävist und Historiker. Seine frühen Werke sind von der historischen Demografie geprägt, später verfolgte er einen mentalitätsgeschichtlichen Ansatz. Seine Bücher über die Geschichte der Kindheit und die Geschichte des Todes waren international erfolgreich. Ariès war ein persönlicher Freund Michel Foucaults.
Wolf Lepenies, geboren 1941, seit 1986 Rektor des Wissenschaftskollegs und Professor für Soziologie an der FU Berlin. Träger des Karl-Vossler-Preises und des Alexander-von-Humboldt-Preises. 1991/92 Inhaber der Chaire Européenne am Collège de France, Ehrendoktor der Sorbonne, Offizier der französischen Ehrenlegion und Preisträger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels 2006.