Zu Besuch bei ... Judith Allert

Die Kinderbuchautorin Judith Allert lebt mit vielen tierischen Mitbewohnern auf einem alten Bauernhof in der oberfränkischen Pampa, wo sie sich beim Unkrautzupfen neue Geschichten ausdenken kann. Im Interview erzählt sie uns mehr von ihrem Schreiballtag zwischen Hunden, Katzen, Pferden, Hühnern und Wollschweinen.

Wie sieht Ihr Schreiballtag aus?
Ich bin totale Frühaufsteherin und kann am besten am Vormittag schreiben. Mein Arbeitstag ist durch meine Tiere und die Hofarbeit (meine tierische Großfamilie besteht aus Hunden, Katzen, Hühnern, Pferden und zwei Wollschweinen) außerdem ziemlich genau getaktet. Die Zeit dazwischen wird für Schreibtischarbeit genutzt.

Wenn ich am Tag fünf Seiten schaffe, ist es schon mal prima. Aber es gibt natürlich auch so einige Tage, an denen ich gar nicht zum Schreiben komme. Oft bin ich ja auch auf Lesereisen. Und manchmal sitze ich zwar brav vor dem Laptop – aber starre dabei einfach sehr, sehr viel und lange vor mich hin. 😊 Gedanken und Ideen notiere ich handschriftlich, ansonsten tippe ich. Ich überarbeite immer sehr, sehr viel, streiche, schreibe um – ich glaube, im Schreibmaschinenzeitalter wäre ich aus Bequemlichkeit keine Autorin geworden. 😉

Ein Schreibtisch steht im Wohnzimmer, einer im Wintergarten. Im Winter sitze ich meist am warmen Küchenofen und ansonsten, wann immer das Wetter es irgendwie zulässt, draußen, an der frischen Luft. (Siehe Foto - das ist einer meiner schattig-luftigen Sommerschreibplätze.)

Haben Sie dabei feste Rituale?
Bevor ich mein Schreibdokument auf dem Laptop öffne, ist – mit einem Kaffee in der Hand – erst ein bisschen Online-Zeitungslesen dran.

Arbeiten Sie mit einem Notizheft, einer Pinnwand o.Ä.?
Unbedingt mit Notizbuch! Ich kann am besten mit einem Stift in der Hand denken. Dass ich mein Gekritzel hinterher oft kaum noch lesen kann, ist da gar nicht so schlimm. 😉

Was wollten Sie als Kind werden?
Tierärztin oder Kinderbuchautorin!

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Es war schon sehr, sehr lange ein Traumberuf. Einfach, weil ich immer gerne gelesen habe und meine Bücherliebe von je her riesengroß war. So richtig angefangen habe ich aber erst während meines Germanistikstudiums in einer Schreibwerkstatt. Vorher habe ich mich immer gefragt, woher diese Autorinnen und Autoren nur ihre Ideen herhaben … Aber auf einmal sind sie auch bei mir gesprudelt. (Man kann das nämlich üben und lernen!) Zum Glück!

Welche/r Autor*in hat Sie nachhaltig geprägt?
Ich habe als Kind so ziemlich alle Bücher von Christine Nöstlinger verschlungen und sie sehr geliebt. Den Humor, die Figuren, diese besondere Sprache und wie nah sie an der Zielgruppe »dran« ist. So peppig, lustig und mit viel Herz wollte ich auch schreiben und begeistern können.

John Irving ist außerdem ein Autor, den ich sehr, sehr gerne immer wieder lese. (Wenn es nur nicht so viele Bücher auf der Welt geben würde, die man auch noch lesen will!)

Welcher Autor sollte unbedingt noch entdeckt werden?
Oh, da müsste ich jetzt ja einen unentdeckten Geheimtipp kennen. Leider hab ich gerade keinen parat!

Welches Buch hat Sie jüngst begeistert?
›Die dunkle Stunde des Jägers‹ von Davide Morosinotto

Wen oder was wollen Sie unbedingt noch lesen?
Da hab ich jetzt gar nichts Bestimmtes im Kopf. Ich freue mich immer über tolle Buchtipps und gute Bücher.

Was lesen Sie zurzeit?
Zum einen ein Buch über das Schreiben. ›Elizabeth Georg. Wort für Wort.‹ Es ist über zehn Jahre her, dass ich es zuletzt gelesen habe und es wurde wieder mal Zeit. Parallel lese ich ›Die Habenichtse‹ von Katharina Hacker. Und dann liegt noch ein Buch über Elfen und Trolle hier. Das könnte für den zweiten Band von ›Ginger und die Bibliothek der magischen Pflanzen‹ von Bedeutung sein …

Wo lesen Sie am liebsten?
Bei mir auf dem Bauernhof. Mit Sonne auf der Nase, Vogelgezwitscher im Ohr und meiner bunten, verrückten »WG« um mich herum.

Wofür legen Sie jedes Buch beiseite?
Wenn eines meiner Tiere nach mir bellt, maunzt, grunzt, gackert oder wiehert – oder wenn einer meiner lieben menschlichen Zweibeiner mich braucht.