Rita Falk im Interview

Kein Wunder, dass Rita Falk Millionen von Fans hat. Sie ist eine charmante, nahbare und nachdenkliche Person. Und die Erfinderin von Franz Eberhofer. Klar, dass seine Geschichte auch nach ihrem neuen Buch ›Steckerlfischfiasko‹, das am 18.10.23 erscheint, weitergehen wird. Im Interview spricht Rita Falk darüber, dass sie nicht berühmt sein muss, und dass es für sie ein Privileg ist, andere Menschen glücklich zu machen.

Ich bin doch nicht der George Clooney.


Olga Tsitiridou (dtv): Im Jahr 2010 standen Sie im dtv Verlag – damals noch in München Schwabing – vor einem Stapel ›Winterkartoffelknödel‹ und haben sich unglaublich darüber gefreut. Sie sagten damals: »Mein Baby!«. Viele erfolgreiche Jahre später … was ist aus diesem Baby geworden? 
Rita Falk: Inzwischen ist es ja das zwölfte Baby! Und es ist nach wie vor ein Baby, ich kann es gar nicht anders sagen. Es hat sich gar nicht so viel verändert. Sobald ein Buch erscheint, hat man schon das Gefühl, man bringt etwas zur Welt. 

Haben Sie denn mit diesem unglaublichen Erfolg gerechnet? 
Nein, überhaupt nicht. Und es ist völlig naiv, wenn sich jemand denkt: Ich setz mich jetzt an den Laptop und schreibe einen Bestseller, und der wird dann millionenfach verkauft und verfilmt. 

Was können denn Bekanntheit und Ruhm schlimmstenfalls mit einem Menschen anstellen? 
Schlimmstenfalls wird man einfach ein arrogantes Arschloch, und da ich arrogante Arschlöcher nicht mag, befasse ich mich nicht so sehr mit dem Erfolg. Ich schreib meine Bücher, ich mach meine Lesungen, ich freu mich über die ganze Resonanz und diese – ich kann es nicht anders beschreiben – Liebe, die mir von den Menschen da draußen entgegenschlägt. Das ist ganz, ganz bezaubernd und ich habe eine Gänsehaut ohne Ende, ob bei Lesetouren oder Autogrammstunden, die Leute überschütten sich und mich mit Freude, es ist tatsächlich eine Welle der Liebe. 

Ist es nicht ein Privileg, Menschen glücklich machen zu können?
Ja, absolut. Grade auch in Zeiten wie diesen ist das umso wichtiger, dass man Menschen ein paar Stunden schenkt, in denen sie unbekümmert sind.

Wie geht Rita Falk mit ihrer eigenen Berühmtheit um?
Ich beschäftige mich nicht so sehr damit, ich bin nicht so gerne »bekannt« oder »berühmt«, ich bin lieber inkognito unterwegs und bräuchte das nicht, aber es gehört wohl dazu. 

Kürzlich hat sich wohl jemand bei Ihnen im Garten im Gebüsch versteckt, um Fotos zu machen. Ihr Kommentar dazu: »Ich bin doch nicht der George Clooney.« 
Ja, ich empfinde das so, wenn da ein Paparazzo ist, der versucht, mich aus der Hüfte zu fotografieren, dann stehe ich schon da und denke: Was ist jetzt passiert? Solche Aktionen kann ich schlecht zuordnen. 

Gibt es oder gab es in Ihrem Leben auch Momente, in denen sie dachten, der ganze Hype hätte nicht sein müssen.
Immer, also solche Momente sind immer da, weil, wie gesagt, ich bin nicht der George Clooney. Ich kann dieses große Interesse manchmal gar nicht nachvollziehen, aber es ist, wie es ist … 

Die Figuren in ihren Romanen, sind sie so eine Art Familie für Sie?
Das ist meine Zweitfamilie, absolut, seit vielen Jahren. 

Wie entstehen denn Ihre Dialoge?
Ich laufe immer mit offenen Augen und Ohren durchs Leben, aber das machen alle Autoren. Ich setze mich natürlich nicht hin und schreibe alles Wort für Wort auf, was ich gehört habe, so ist es nicht. Aber es kommen irgendwelche Wortfetzen oder Satzfetzen, die ich im Hinterkopf behalte, und ich denke, ach, das war jetzt witzig, und wenn ich dann irgendwann wieder am Laptop sitze und schreibe, dann kommen Erinnerungen hoch, wie war das jetzt damals und was hat er gesagt? Man kann auch sagen, dass es von mir ausgeschmückte Wortfetzen sind. 

Gibt es eine Figur aus ihren Romanen, die sie besonders mögen?
Nein, die Liebe ist schon gleichmäßig verteilt. Und grade wenn ich über eine Figur länger nicht geschrieben habe, zum Beispiel über den Flötzinger, dann freue ich mich, wenn ich wieder etwas über ihn schreiben kann. Die Liebe zu meinen Charakteren ist also völlig ausgewogen. 

Es heißt, dass Sie sehr diszipliniert sind, Sie können acht Stunden am Stück arbeiten und lassen sich durch nichts ablenken.
Inzwischen sind es eher fünf, man wird ja nicht jünger. Ich merke, nach vier, fünf Stunden lässt die Konzentration nach. Ich habe früher mit Hängen und Würgen noch versucht, ein Kapitel, eine Szene fertig zu schreiben. Am nächsten Tag habe ich gemerkt, dass ich den Text neu schreiben muss. In der Zwischenzeit habe ich so eine innere Uhr, und ich merke, wenn ich müde werde. Dann mache ich mir nur noch ein paar Stichpunkte, damit ich weiß, wie es am nächsten Tag weitergeht, und die Kiste wird zugeklappt. 

Am 18.10.2023 erscheint Ihr neues Buch ›Steckerlfischfiasko‹. Haben Sie schon Pläne für das nächste Buch?
Es gibt tatsächlich wieder ein paar Ideen, von denen ich mir denke, Mensch, das wäre jetzt eine schöne Geschichte für einen Mordfall, aber es gibt noch nichts Konkretes. 

Viele Fans kommen mit Ideen auf Sie zu.
Das freut mich natürlich sehr, dass mir viele Geschichten geschenkt werden. Aber es ist mir schon wichtig, dass ich diese Geschichten auch selber erfinde. Das ist ja auch mein Baby, und ich möchte es selber auf die Welt bringen. 

Verständlich. Ihre Fans lieben und leben mit Ihren Protagonisten, es ist ein Wahnsinn, in Frontenhausen fahren sie in den Kreisverkehr, wie fühlt sich das an, wenn man eine Welt erschaffen hat, in der sich Menschen bewegen und glücklich sind?
Ich finde das witzig, und ich freue mich, dass sie so eine Art Wallfahrtsort haben, und ich finde auch die Frontenhausener sehr tapfer, dass sie das alles so erdulden und mit viel Humor ertragen. 

Es geht das Gerücht um, dass in Ihrem neuen Buch ›Steckerlfischfiasko‹ Susi als Bürgermeisterin kandidiert. Bricht in Niederkaltenkirchen bald eine neue Ära an?
Also bei aller Vertrautheit und bei aller Lethargie, die ja so ist in Niederkaltenkirchen, es muss ja was passieren, man muss die Leser ja unterhalten, ich weiß noch nicht, wie es weitergeht, ich kann noch überhaupt nicht sagen, in welche Richtung der Zug fährt, aber es wird auf jeden Fall Veränderungen geben. 

»Rita Falk ist nicht mehr dieselbe«, stand irgendwo in der Presse. Was meinen Sie dazu?
Also wenn ich morgens in den Spiegel schaue, dann sehe ich: Rita Falk.

Interview: Olga Tsitiridou (dtv), September 2023

Betritt man unser Verlagsgebäude ist Olga Tsitiridous Gesicht das Erste, das einem vom Empfang entgegenstrahlt. Für das dtv Magazin stellt Olga regelmäßig ihre persönlichen Lese-Highlight aus dem aktuellen Programm vor, lässt aber auch immer wieder ihren Schreibtisch zurück und macht sich auf die Suche nach neuen, spannenden Stories über alles, was ein Bücherherz bewegt.