Interview mit Rita Falk über ›Hannes‹

›Hannes‹ ist für Sie ein sehr wichtiges und sehr persönliches Buch? Warum?


Ich sag vielleicht einfach mal so: ›Hannes‹ ist unglaublich nah an mir dran. Es gibt viel von mir preis. Wenn ich das Buch heute zur Hand nehme und reinlese, hab ich immer noch einen kleinen Knödel im Hals.

›Hannes‹ erzählt unter anderem die Geschichte einer tiefen Freundschaft. Was bedeutet Ihnen Freundschaft?

Freunde sind die Familie, die man sich aussuchen kann. Eine echte Freundschaft hat für mich wenig mit Quantität zu tun, als vielmehr mit Qualität. Eine meiner engsten Freundinnen hab ich seit über vierzig Jahren und sie lebt schon lange in den USA. Wir sehen uns selten und telefonieren nur sporadisch. Trotzdem ist sie mir nah und ich habe nie das Gefühl, dass wir uns fremd sind. Schon nach den ersten Sätzen mit ihr ist es so, als hätten wir erst gestern zuletzt miteinander gesprochen.

Die Geschichte von ›Hannes‹ ist im Kern sehr traurig, dennoch ist das Buch voller Lebensfreude und niemals hoffnungslos. Ein Spiegel Ihrer eigenen Lebensanschauung?

Ja, ich glaube schon. Ich bin ein Stehaufmännchen. Für mich gibt es immer einen Grund zu kämpfen. Sonst hätte ich wohl auch diesen wunderbaren Beruf nicht ergreifen können. Meine ersten Manuskripte wurden nämlich alle abgelehnt. Und trotzdem hab ich nicht aufgehört zu schreiben. Gott sei Dank!

Wie kommt es, dass Sie sich als Frau so unglaublich gut in das Denken und Fühlen junger Männer hineinversetzen können?

Meine Söhne sind im Alter von Hannes und Uli. Ihre Freunde gehen bei uns seit jeher ein und aus und wir haben ein sehr inniges Verhältnis zueinander. Da höre ich zu und versuch mich in ihre Lage einzufühlen. Und scheinbar kann ich das ganz gut.

Sie überraschen Ihre Leser mit einer Geschichte, die so ganz anders ist als Ihre Provinzkrimis. Trotzdem hört man als Leser auch beim Hannes wieder einen Ton, den man als Rita-Falk-Ton bezeichnen könnte. Haben Sie eine Idee, was es ist, das Ihre Texte so - unterschiedlich sie auch sind - so unverwechselbar macht?

Ich weiß es eigentlich nicht wirklich. Vielleicht ist es einfach, dass, auch wenn ich aus der Sicht eines Mannes schreibe, es eben immer noch die Rita ist, die hinter dem Text steht. Ich schreib nun mal so.

Kehren Sie beim nächsten Buch zurück nach Niederkaltenkirchen oder machen Sie sich wieder auf zu neuen Ufern?

Die ›Griesnockerlaffäre‹ kommt direkt aus Niederkaltenkirchen und erscheint im Herbst. Aber gerade habe ich mich wieder auf eine Reise gemacht, die völlig woanders landet und genau diese Abwechslung finde ich spannend.
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